Die Deutsche Bank (3) - in der Finanzkrise 2007 ff.

Die Deutsche Bank (3) - in der Finanzkrise 2007 ff.

Vorgeschichte: In den 90er und Nuller-Jahren erfolgte ein rascher und kaum kontrollierter Aufbau einer international agierenden Investmentbank, für deren Geschäfte man in der Frankfurter Zentrale kaum Expertise hatte;

man wollte sich dieses „moderne, zeitgemäße“ Geschäftsfeld jedoch auch nicht entgehen lassen. So kam es zur Übernahme der Investmentbanken Morgan Grenfell, der großen US-Bank Bankers Trust (die nach ruinösen Spekulationen mit dem Hedgefond LTCM billig zu haben war) und der Abwerbung von teuren Investmentbanker-Gruppen von Merrill Lynch. Nach der Übernahme von Bankers Trust ist die Deutsche Bank die der nach Bilanzsumme größte Bank der Welt. Sie übernimmt mit dem neuen Geschäftsfeld angelsächsische Banktraditionen und Geschäftspraktiken, die mit dem seriös-langweiligen traditionellen deutschen Bankgeschäft nichts zu tun hatten.

Die neuen Investmentabteilungen in London und New York behielten so eine hohe Eigenständigkeit und wurden kaum kontrolliert durch die Zentrale in Frankfurt.

Die Investmenttöchter in New York und London handelten in großem, amerikanischen Stil mit verbrieften Immobilien-Krediten.

Handel mit US-Hypothekenramsch:

Auf dem US-Häusermarkt fand die Finanzkrise bekanntlich ihren Ursprung: Schlechte Immobilienkredite wurden in bestimmten Finanzprodukten gebündelt und weiterverkauft – bis die Blase platzte. Die Deutsche Bank konnte vorher noch große Bestände z.B. bei der IKB (Deutsche Industriebank) abladen, die dann auf Kosten des Steuerzahlers gerettet wurde (sie geriet in Schieflage, nachdem ausgerechnet die Deutsche Bank ihr die Kreditlinie gekürzt hatte). Auch Pensionsfonds und weitere Banken waren betroffen.

Die Deutsche Bank nahm es also mit seriöser Bankpraxis nicht sonderlich genau.

Das holte die Deutsche Bank jedoch wieder ein. Für falsche Angaben beim Verkauf der Wertpapiere verurteilte die US-Justiz sie Ende 2013 zu einer Strafzahlung von umgerechnet 1,4 Mrd. Euro, 2016 wurden nochmal 7,2 Mrd. fällig.

Vor deutschen Gerichten wurde dafür niemand verurteilt.

Die Deutsche Bank war einer der großen Akteure bei der Verbreitung minderwertigen Hypothekenpapieren, die viele Banken in Existenznot gebracht haben.

Das Besondere bei der Deutschen Bank:

Die Papiere wurden selbst dann noch weiter verkauft, als man längst den Braten roch und absehen konnte, dass die verscherbelten Hypotheken, denen willfährige Ratingagenturen eine gute Bonität attestierten, doch nicht so sicher sind wie die Atteste der Ratingagenturen vorgaukelten. Da man in der Deutsche Bank davon ausging, dass diese Papiere bald an Wert verlieren würden, wettete man zugleich auf den Wertverlust dieser CDOs, die man offiziell weiter als sichere Anlage verkaufte. So konnte man Provisionen am Verkauf verdienen und zugleich Kasse machen, sobald die Papiere dann platzen würden.

Während andere Banken, z.B. Commerzbank, IKB usw. durch den Staat gerettet werden mussten und Milliarden zur Stützung von bankrottgefährdeten Banken ausgegeben wurden, brüstete sich der damalige Vorstandssprecher  Ackermann damit, dass er sich schämen würde, wenn die Deutsche Bank Staatshilfe in Anspruch nehmen müsste. Obwohl auch die Deutsche Bank damals schon in bedrohlicher Schieflage war (was erst später offensichtlich wurde und zu Kursstürzen der Deutsche Bank-Aktie führte), gab sie sich nach außen als solides Institut. Das ist in mehrerer Hinsicht perfide: Erstens konnte sich die Deutsche Bank nur vor gewaltigen Verlusten retten, weil sie anderen Banken, die noch blöder waren als die Deutsche, viele Schrottpapiere andrehen konnte und so ihr Verlustrisiko minderte, und zweitens, weil es bestenfalls eine Halbwahrheit war: Die Deutsche Bank erhielt zwar keine direkten Staatshilfen von der BRD, nahm jedoch Kredite der US- Notenbank (über 70 Mrd.) in Anspruch, die ihre Liquidität retteten, und profitierte davon, dass ihre Schuldner, z.B. AIG, von der US- Regierung gerettet wurde. Wäre das nicht geschehen, dann wäre auch die Deutsche Bank pleite gewesen. Sie profitierte also sehr wohl von Staatshilfen. Die deutschen Medien verbreiteten aber weiterhin die Mär von der starken Deutschen Bank.

Griechenlandhilfe war in Wahrheit Bankenrettung

Inzwischen hat sogar der IWF (!) eingeräumt, dass auch die sogenannte Griechenlandhilfe in Wahrheit eine Bankenrettung war – auch zugunsten der Deutsche Bank. So wurden die griechischen Schulden erst von den Banken auf die öffentlichen Haushalte verlagert und dann erst umstrukturiert (2009, 2010, 2012). Jedes Mal konnte die Deutsche Bank ihre Verluste auf den Steuerzahler abwälzen.

Die gefährlichste Bank der Welt

Laut IWF (2016) galt die Deutsche Bank als „gefährlichste Bank der Welt“ – immer noch ist sie vollgestopft mit riskanten Papieren (ca. 331 Mrd. an Derivaten und einer Bilanzsumme von 1,44 Billion Euro bei nur ca. 4,5% Eigenkapital) und damit eine der Zeitbomben, die wie Lehman 2007 eine neue weltweite Krise auslösen könnte. Allerdings gibt es politische Signale – z.B. in Bundeswirtschaftsminister Altmeiers kürzlich verkündeter Industriestrategie 2030 – , dass die deutsche Regierung ein großes Interesse am Erhalt einer großen deutschen, global agierenden Bank habe. Mit dieser „Rettungsgarantie“ im Falle eines Falles kann man Verlustrisiken getrost eingehen, denn im Zweifelsfall wird man ja vom Staat gerettet. Nebenbei bemerkt führt diese Rettungsgarantie auch zu niedrigen Refinanzierungskosten – quasi ein Wettbewerbsvorteil: Müsste man sich ohne diesen staatlichen Hintergrund am Kapitalmarkt finanzieren, wären deutlich höhere Zinsen fällig, denn das Risiko wird ja bei der Kreditvergabe eingepreist. Das spart der Deutschen Bank jährlich Milliarden.

Bei der Bank selbst gibt es neuerdings (2019) verzweifelt wirkende Pläne, durch eine neue interne „Bad Bank“ das Problem toxischer Papiere in den Bilanzen zu entschärfen. Auch der geplante Konzernumbau (s.u.) könnte dazu führen, dass das Gefahrenpotenzial der Bank abnimmt.

Nach dem “Kulturwandel”: Die rechtswidrigen Geschäfte gehen weiter.

Weiterlesen Teil 4 – nach dem “Kulturwandel”


Inhaltsübersicht Blogbeitrag:

Teil 1 ein kriminelles Unternehmen?

Teil 2 gesetzwidrige Geschäfte vor dem “Kulturwandel”

Teil 3 In der Finanzkrise

Teil 4 Nach dem Kulturwandel

Teil 5 Die Justiz – Was müsste sich ändern?

Teil 6 Ist die Deutsche Bank nun eine kriminelle Vereinigung?