Spur des Geldes | Station 1: Ungleichheit | ehemaliger Aldi

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Wie ist das Vermögen in Deutschland verteilt?

90% der Bevölkerung besitzt insgesamt nur ein Drittel des Vermögens. Die reichsten 10% besitzen zwei Drittel des gesamten Vermögens.

Betrachten wir hiervon nur die Allervermögendsten, also die reichsten 0,1% der Bevölkerung: Diese sehr kleine Gruppe besitzt 20% des Gesamtvermögens in Deutschland
(Quelle:https://www.diw.de/
)

Wie viel CO2 verbrauchen Überreiche?

Yachten, Privatjets, luxuriöser Lebensstil: Die Überreichen haben einen deutlich größeren CO2-Fußabdruck: Laut einer Untersuchung von Oxfam sind die obersten 10% für 28% der CO2-Emissionen verantwortlich, die ärmeren 50% hingegen nur für 27% der Emissionen. Eine Person, die zum reichsten Prozent in Deutschland zählt, ist für 83 Tonnen CO2 verantwortlich, während eine Person aus der ärmeren Hälfte gerade einmal 5,4 Tonnen CO2 verbraucht (Quelle: https://oxfam.app.box.com/s/31equ0x7xu33sb609tzgfavo5ivwyezm).

Überreiche befeuern die Klimakrise aber nicht nur durch ihren Lebensstil, sondern auch mit ihren Investitionen und Beteiligungen – häufig an klimaschädlichen Industrien. Mit ihren Investitionen bestimmen Überreiche mit, was in den größten und mächtigsten Unternehmen der Welt passiert, und sie haben ein großes Interesse daran, dass wirtschaftlich alles so bleibt, wie es ist – inklusive der weiteren Nutzung fossiler Brennstoffe.

Grafik: Esther Gonstalla

Wie viel Armut gibt es in Deutschland?

Oft hört man „Deutschland ist ein reiches Land“. Doch ein Sechstel der Bevölkerung merkt davon nichts: Sie leben in Armut oder sind armutsgefährdet.

Armutsgefährdet waren im Jahr 2024 15,5 % der Bevölkerung oder rund 13,1 Millionen Menschen. Als armutsgefährdet gilt, wer über weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2024 lag dieser Schwellenwert bei 1 378 Euro im Monat (netto, nach Steuern und Sozialabgaben), für Familienhaushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern lag er bei 2 893 Euro im Monat.

Laut dem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands ist die Armutsquote gestiegen und liegt im Jahr 2024 um 1,1 Prozentpunkte höher im Vergleich zu 2023. Einkommensarme Menschen sind in den vergangenen Jahren ärmer geworden, stellt der Bericht fest. Ihr durchschnittliches verfügbares Einkommen liegt im Jahr 2024 inflationsbereinigt um 60 Euro niedriger als noch im Jahr 2020 (Quelle: https://www.der-paritaetische.de/alle-meldungen/paritaetischer-armutsbericht-2025/).

Wie sind Reichtum und Armut in Düsseldorf verteilt?

Düsseldorf – Stadt der Millionär:innen? Das Klischee stimmt – jedenfalls zum Teil: Über 600 Einkommensmillionär:innen gibt es hier – fast jede Tausendste in Düsseldorf wohnende Person – dies ist die höchste Zahl in NRW (und damit auch mehr als in der Nachbarstadt mit „ö“). (Quelle: https://www.it.nrw/fast-zehn-prozent-mehr-einkommensmillionaere-nrw-im-jahr-2020-126400).

https://rp-online.de/nrw/panorama/nrw-verzeichnet-hoechststand-bei-einkommensmillionaeren-wo-die-meisten-millionaere-wohnen_aid-128449419

Die reichsten davon sind überreiche Milliardär:innen, zu denen die Familien Brenninkmeijer (C&A), Henkel, Droege (Droege Gruppe, Beratung und Investment) und Kellerhals (Media Markt) gehören.

Die Kehrseite in dieser Stadt der hohen Lebenshaltungskosten gibt es aber auch, wenngleich das schicke Image der Stadt davon ablenkt: 20% der Düsseldorfer:innen sind armutsgefährdet – mehr als im Bundesdurchschnitt – und Düsseldorf ist traurige NRW-Spitze bei der Altersarmut (Quelle: https://buendnis-gerechtigkeit-duesseldorf.de/wp-content/uploads/2024/11/Pressegespraech-Wohnungslosigkeit-und-Altersarmut-2024-11-26.pdf).

Wie wirkt sich Armut im Alltag aus?

Arm zu sein bedeutet zum einen, wenig Geld zur Verfügung zu haben: So haben viele arme Menschen keinerlei Rücklagen, um kurzfristige finanzielle Notlagen zu überbrücken. Bei einem Teil der Armen fehlt auch das Geld, um abgetragene Kleidung zu ersetzen. Sie können sich Freizeitaktivitäten wie einen Kinobesuch im Monat oder den Besuch einer Sportveranstaltung nicht leisten oder es fehlt das Geld, um einmal im Monat Freund:innen zum Essen einzuladen (Quelle: https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-was-gegen-armut-hilft-64961.htm%20).

Mit Armut gehen aber auch viele weitere Benachteiligungen einher: Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden, geringere Bildungschancen, schlechtere Gesundheitsversorgung, niedrigere Lebenserwartung. Ebenfalls mit Armut verbunden sind eine geringere kulturelle und soziale Teilhabe, ein höheres Einsamkeitsrisiko und eine schlechtere psychische Gesundheit. Wer arm ist, wird ausgegrenzt und stigmatisiert.

Besonders wichtig für die Teilhabe der unteren Einkommensgruppen ist eine gute soziale Infrastruktur und öffentliche Daseinsvorsorge. Dazu zählen unter anderem ein gutes Bildungssystem, eine leistungsfähige Gesundheitsversorgung und ein gut ausgebauter ÖPNV. Denn Menschen mit sehr niedrigem Einkommen können Defizite in der öffentlichen Infrastruktur nicht durch eigene Mittel ausgleichen wie vermögendere Bevölkerungsgruppen.

Warum bedeutet mehr Gleichheit mehr Glück?

Ungleichheit macht unglücklich. Wenn man sich fragt, warum Deutschland als drittmächtigste Volkswirtschaft im World Happiness Report nicht einmal mehr unter den Top 20 mitspielen darf, ist ein Teil der Antwort: Weil wir so große Unterschiede in der Verteilung des Reichtums haben. Den Wert von sozialem Frieden und gesellschaftlichem Zusammenhalt, Bildung und seelischer Gesundheit weiß man oft nicht zu schätzen, bis er zerstört ist.“ (Eckart von Hirschhausen)

Gleichere Gesellschaften sind in vielerlei Hinsicht besser: es gibt weniger Kriminalität, die Menschen sind besser gebildet und gesünder. Die allgemeine Zufriedenheit ist höher – auch bei reichen Menschen. Dies zeigte die Untersuchung von Wilkinson/Pickett (2010). In Ländern mit großer Ungleichheit herrscht dagegen ein härterer Statuswettbewerb und der soziale Stress ist größer, was auch die Reichen der Gesellschaft betrifft – siehe z.B. die „Gated Communities“, die gesicherten Wohnbereiche, in denen Reiche in sehr ungleichen Gesellschaften häufig leben.

Menschen ist häufig ihre Stellung in der Gesellschaft wichtiger als ihr absolutes Einkommen. Sie wollen vor allem nicht deutlich weniger haben als andere – vor allem im Verhältnis zu ihren Bezugspersonen, mit denen sie sich vergleichen, wie Freund:innen, Nachbar:innen. Wichtiger als der absolute Lebensstandard ist es, im sozialen Gefüge nicht abzufallen.

Was kann uns optimistisch stimmen?

Der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty hat viel über Ungleichheit und Vermögensverteilung geforscht. Er betont, dass es langfristig in der Geschichte seit der Französischen Revolution eine Tendenz zu mehr Gleichheit gegeben hat. Der Grund: gesellschaftliche Bewegungen, die gleichen Zugang zu Grundgütern wie Bildung, Gesundheit, Wahlrecht, Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben gefordert und erkämpft haben. Dabei ging die Entwicklung zu mehr Gleichheit nicht auf Kosten des Wohlstands, sondern sie war im Gegenteil entscheidend für die Entwicklung modernen Wohlstands. Denn eine gleichere Gesellschaft, die z.B. auch mehr Menschen Zugang zu Bildung bietet, war eine notwendige Voraussetzung des enormen Wohlstandswachstums.

Einfach vom Himmel gefallen ist dieser Fortschritt noch nie. Er hat stets große politische Kämpfe und soziale Mobilisierungen erfordert. Und das wird in Zukunft nicht anders sein. Die gute Nachricht ist, dass diese Kämpfe sich gewinnen lassen.“ (Thomas Piketty)

 

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