Spur des Geldes | Station 5: Medien | Rheinische Post

Spur des Geldes | Station 5: Medien | Rheinische Post

Welche wirtschaftlichen Probleme hat der Pressemarkt?

Digitalisierung, sinkende Printauflagen, Anzeigenschwund: Damit rechtfertigen Verlagskonzerne seit vielen Jahren Entlassungen und Personalabbau. Häufig sind Übernahmen und Investitionen von Milliardär:innen für die Nachrichtenmedien die einzige Möglichkeit zu überleben.

Wer beherrscht den Pressemarkt in Deutschland?

Der Pressemarkt in Deutschland wird von Überreichen beherrscht. Die Medienmacht ist in der Hand weniger Milliardär:innen und Millionär:innen.

  • Im Milliardärsbereich bewegen sich Springer, Bauer, Burda und Bertelsmann.
  • Auf der Millionärsebene folgen Medien Union, Holtzbrinck-Verlag, Dieter von Holtzbrinck Medien, Funke, Münchner Merkur, M. DuMont Schauberg und Spiegel-Gruppe.

Diese elf teilen sich im Wesentlichen den Pressemarkt in Deutschland auf. Und 99,5 Prozent der am Kiosk verkauften Tageszeitungen gehen auf das Konto der fünf größten Verlagsgruppen.

Wenn also immer mehr Menschen den Massenmedien misstrauen, dann müssen wir fragen: Wem gehören diese Medien? Und: Was gehört ihnen noch?

  • Familie Mohn aus Gütersloh steht hinter dem Bertelsmann-Konzern (unter anderem RTL sowie Beteiligungen etwa an Gruner + Jahr und damit indirekt auch an der SPIEGEL-Gruppe) und kommt auf ein Vermögen von 3,2 Milliarden Euro.
  • Friede Springer, Verlegerwitwe, Großaktionärin des Springer-Konzerns (“Bild”, “Welt”) und laut manager magazin rund 4,1 Milliarden Euro schwer.

Überreiche setzen ihre Medienmacht ein, um wirtschaftsfreundliche, neoliberale Ideen zu verbreiten und um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

(Quelle: Ulrike Sumfleth, „Verlagskonzerne und ihr Märchen von der Pressefreiheit, https://sintfluth.de/sintfluth-blog/simulierte-diskurse-verlagskonzerne-und-ihr-maerchen-von-der-pressefreiheit)

Wie sieht der Pressemarkt in Düsseldorf aus?

In Düsseldorf gibt es die Lokalzeitungen Rheinische Post (RP, Rheinische Post Mediengruppe) und Neue Rhein Zeitung (NRZ, Funke Mediengruppe). Die überregionale Wirtschaftszeitung „Handelsblatt“ (DvH Medien) hat hier ihren Sitz. Außerdem berichten aus Düsseldorf die Springer-Erzeugnisse Bild und Welt am Sonntag und die regionale Boulevard-Zeitung Express (M. DuMont Schauberg).

Im Zuge der Krise der Presseverlage wurden mehr und mehr Stellen abgebaut, Redaktionen wurden zusammengelegt oder geschlossen, wodurch die Medien- und Meinungsvielfalt zurückging. RP und NRZ kooperieren und stellen sich bei der Lokalberichterstattung seit 2014 gegenseitig Material zur Verfügung. Die Düsseldorfer Redaktion der Westdeutschen Zeitung (WZ) schloss im Jahr 2020.

Welches wirtschaftliche Modell beherrscht den Pressemarkt?

Die Verlagskonzerne sind heutzutage meist Mischkonzerne mit zahlreichen, teilweise undurchsichtigen Beteiligungen rund um den Globus. Sie investieren in pressefremde Geschäfte und betreiben politische Lobbyarbeit.

Unsere hergebrachte Vorstellung von „Verlagen“ und „Verlegern“, von Journalismus als Kulturgut, trifft für den größten Teil der Medienlandschaft nicht mehr zu: Globale Player wie die Verlagskonzerne sind eindeutig dem System Wirtschaft zuzuordnen – und der Zweck der Wirtschaft ist Kapitalvermehrung.

Welche Auswirkungen hat dies auf den Journalismus?

Dies wirkt sich auch auf die Arbeit von Journalist:innen aus: Redaktionen werden benutzt als politisches Lobbyinstrument und als Werbe-Handlanger für kommerzielle Zwecke.

Die Aufgabe von Journalist:innen, zu recherchieren, in ihren Artikeln Ereignisse zu hinterfragen und einzuordnen wird erschwert: Die im Grundgesetz garantierte Pressefreiheit wird von den Verlegern in Anspruch genommen, sie gilt nicht für angestellte Journalisten. Freie Journalist:innen müssen jeden Artikel einzeln verkaufen in einem Markt, den wenige Arbeitgeber beherrschen und in dem es kaum Jobs außerhalb dieser wenigen Anbieter gibt.

Wie wirkt sich dies auf die Gesellschaft aus?

Die Presse kann ihre Kontrollfunktion als „vierte Macht“ im Staat so immer weniger ausüben. Wenn die Vierte Gewalt in der Hand von wenigen liegt, stellt das ein Risiko für die Unabhängigkeit und die Meinungsvielfalt dar. Es gibt eine Glaubwürdigkeitskrise der privaten Medien – mit Gefahren für die Demokratie.

Was tut das Recht gegen Medienkonzentration?

Es gibt im Medienbereich zahlreiche Aufsichtsinstanzen wie das Kartellamt und das Rundfunkrecht. Gleichzeitig gehen Jahr für Jahr 99,5 % aller am Kiosk verkauften Tageszeitungen auf das Konto der fünf größten Verlagsgruppen, ohne dass eine dieser Instanzen Alarm schlägt.

Global gesehen fördert das Kartellrecht Oligopole, anstatt freien Wettbewerb in Ländern zu ermöglichen: wenige kapitalstarke Unternehmen teilen sich dann einen Markt auf. Die Entwicklung im Pressemarkt gleicht der in anderen Branchen, etwa im Energie- oder Kliniksektor.

Die Auswirkungen der Marktverhältnisse auf Pressefreiheit und Demokratie werden nicht ausreichend systematisch untersucht, transparent gemacht und diskutiert.

Was tun? Wie können wir unabhängigen Journalismus fördern?

Die Frage ist, wie viel Journalismus als Ware sich eine Demokratie leisten kann. Demokratie braucht immer auch Selbstzweck-Journalismus – also Verlage ohne Beteiligungen an pressefremden Geschäften.

Auf der persönlichen Ebene können wir uns fragen, in welchen Medien wir uns informieren und wie wir unabhängigen Journalismus unterstützen können.

Beispiele für reine Presseverlage oder gemeinwohlorientierten Journalismus:

  • Correctiv (gemeinnützig, getragen durch private Spenden und Zuwendungen von Institutionen)
  • krautreporter (gemeinnützig, Genossenschaft)
  • klimareporter Online-Magazin und Newsletter (gemeinnütziger Verein Klimawissen e.V.)
  • Taz (herausgegeben von der taz Genossenschaft)
  • Blätter für deutsche und internationale Politik

Beispiele für Online-Magazine über Düsseldorf:

 

 

>> Station 6: Staat und Lobby | MEERX group, Königsallee 2b