Villen, Sportwagen, Yachten oder Privatjets – diesen Luxuskonsum können wir bewundern, moralisch verurteilen oder ignorieren. Volkswirtschaftlich ist dieser Luxuskonsum nicht wirklich von großer Bedeutung. Ganz anders verhält es sich jedoch mit dem Teil des Geldes, den die Reichen nicht verkonsumieren.
Die AG Finanzmärkte von Attac Düsseldorf hat ein paar überraschende Informationen zusammengestellt.
- Warum extremer Reichtum in den Händen weniger der Mehrheit schadet
- Wussten Sie, dass Superreiche einen geringeren Steuersatz zahlen als Sie?
- Wussten Sie, dass Superreiche ihr Geld nicht selber verdienen?
- Wussten Sie, dass Sie mit Ihrem Geld den Gewinn von Spekulanten finanzieren?
Warum extremer Reichtum in den Händen weniger der Mehrheit schadet
Die Geldeliten besitzen so viel Geld, dass sie es für ihren Konsum alleine gar nicht ausgeben können. Das nicht verkonsumierte Geld ist das eigentliche Problem. Es fließt zu einem großen Teil in die Finanzmärkte, um sich dort in diversen spekulativen Geschäften zu vermehren, wenn es nicht zwischenzeitlich in dubiosen Steueroasen geparkt wird. Billionen Dollar sind es, die, auf der Suche nach der größtmöglichen Rendite, täglich durch die Finanzmärkte strömen. Gewettet wird auf Rohstoffe, Nahrungsmittel, Waffen, Devisen, Immobilien etc.
Dieser Casinokapitalismus fördert unmittelbar die Entstehung von Finanzkrisen und bedroht mit seinen ungehemmten Wettgeschäften ganze Volkswirtschaften. Als zuletzt 2008 die große Immobilienblase platzte, mussten die beteiligten Banken mit Milliarden Steuergeldern gerettet werden und in der realen Wirtschaft verloren Hunderttausende ihre Arbeits-plätze und ihre Wohnungen.
Dies ist ein Beispiel für den schädlichen Einfluss extremer Reichtumskonzentration.
Weitere Beispiele unter :
Wussten Sie, dass Superreiche einen geringeren Steuersatz zahlen als Sie?
In keinem großen Industrieland werden Vermögen so gering besteuert wie in Deutschland. Alle Regierungen haben seit der Jahrtausendwende systematisch Spitzenverdienste, Gewinn und Vermögenseinkommen sowie Kapital und Vermögen steuerlich entlastet. Der Spitzensteuersatz wurde von 53% (1998) auf inzwischen 42 % abgesenkt. Kapitaleinkommen werden mit lediglich 25% besteuert und die Vermögenssteuer wurde faktisch abgeschafft. Konsum und Verbrauch wurden dagegen zusätzlich belastet.
Multimillionäre und Milliardäre erhielten somit große Steuergeschenke. Zudem nutzen sie in großem Maße Steuerschlupflöcher und Steueroasen. Das hat die Konzentration des Reichtums in Deutschland enorm beschleunigt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung stellte 2014 fest: In keinem Land der Eurozone sind Vermögen ungleicher verteilt als in Deutschland. Nach Daten aus dem Jahr 2015 tragen Konzerne, Unternehmer, Grundbesitzer, Bezieher von Kapitaleinkommen und Erben von Großvermögen insgesamt 20 % zur Finanzierung des Staates bei. Lohnsteuerzahlende dagegen tragen 28 % des gesamten Steueraufkommens. Die Mehrwertsteuer, die niedrige Einkommen besonders belastet, bringt dem Staat allein 31 % des Steueraufkommens!
Mit Blick auf den Bundestagswahlkampf 2017 hat sich das neue Bündnis “Reichtum umverteilen – ein gerechtes Land für alle!” gebildet. Attac ist daran beteiligt. Das Bündnis fordert unter anderem:
- Millionäre und Milliardäre müssen durch eine Vermögenssteuer und eine reformierte Erbschaftssteuer angemessen an der Finanzierung der öffentlichen Aufgaben beteiligt werden. Soziale Ungleichheit muss abgebaut werden.
- Kapitalerträge dürfen nicht privilegiert werden;
- Steuerbetrug muss bekämpft und Steuerschlupflöcher müssen beseitigt werden, in Deutschland, der EU und weltweit;
Links: http://www.reichtum-umverteilen.de/
Wussten Sie, dass Superreiche ihr Geld nicht selber verdienen?
Großer Reichtum wird in der Regel nicht verdient, sondern geerbt. Beispiele für solchen uralten Reichtum sind etwa die Familien Guttenberg oder Thurn und Taxis oder in Düsseldorf die Grafen Spee. Die Siemens waren schon lange vor der Industrialisierung reiche Fernhändler und Bierbrauer in Goslar, und man könnte viele weitere Beispiele anführen. Eine Studie (Barone/Mocetti: 2016) zeigt für Florenz, dass dort die wohlhabendsten Familien von heute allesamt Vorfahren haben, die bereits vor 600 Jahren zu den reichsten Familien gehörten. Ähnliche Befunde zeigen auch Forschungen zu anderen Ländern. Große Vermögen überstehen Kriege und Revolutionen.
Aber auch die Vorfahren der heutigen Superreichen haben ihr Vermögen nicht erworben, weil sie so tüchtig, sondern weil sie mächtig waren. Ihr Reichtum wurde meistens auf Kosten von leibeigenen Bauern im Mittelalter, oder im 19. Jahrhundert auf Kosten ausgebeuteter Arbeiter zusammengerafft. Im 20. Jahrhundert entstanden große Vermögen außerdem auch als Spekulationsgewinne während der Inflationen oder durch die Sklavenarbeit verschleppter Osteuropäerinnen während der NS-Herrschaft. Oft war auch Korruption der politisch Herrschenden im Spiel, die Unternehmern Sonderrechte verschafften, wodurch die Begünstigten noch reicher wurden. Auch heute noch haben die Superreichen etwa die Möglichkeit sich der gerechten Besteuerung ihrer Vermögen zu entziehen. Und wo neuer Reichtum entsteht, beruht dieser nie auf der Arbeit eines genialen Unternehmers allein. Kein Mensch kann so viel arbeiten, dass er allein durch seine ganz persönliche Leistung Milliardär wird.
Reich wurden die wenigsten der Supereichen also durch eigene Arbeit, sondern durch Ausbeutung anderer und aufgrund von Sonderrechten, die sich die wirtschaftlich Mächtigen erkaufen konnten.
Wussten Sie, dass Sie mit Ihrem Geld den Gewinn von Spekulanten finanzieren?
Investmentbanken und deren Spekulanten enteignen mit Hilfe des Staates den Steuerzahler, denn Staatsschulden sind zum großen Teil Bankenschulden.
Seit der Deregulierung der Finanzmärkte erlauben Staaten den Spekulanten den Banken Rohstoffspekulation, Lebensmittelspekulation oder Spekulation auf Staatsanleihen und Währungen.
Daraus haben diese Banken ein – für sie – todsicheres Geschäftsmodell entwickelt, das vereinfacht so aussieht:
Ein Spekulant spekuliert z.B. auf steigende Weizenpreise und er gewinnt, dann darf er diesen Gewinn steuerfrei in die eigene Tasche stecken. Ein anderer Spekulant verliert, weil er auf das Gegenteil spekuliert hat, und gerät dadurch in finanzielle Schieflage, dann beschließt die Politik diese Bank aus Steuergeldern zu „retten“, um einen Bankrott und schädliche Folgen für das Finanzsystem zu vermeiden, denn große Banken werden als „systemrelevant“ angesehen. Die SteuerzahlerInnen finanzieren also mit ihrem Steuergeld das Verlustrisiko der Bank. Das Risiko für Spekulationen trägt also letztens der Steuerzahler, während die Bank, die erfolgreich spekuliert hat, ihren Gewinn steuerfrei behalten darf.
Sie, die Bürgerinnen und Bürger, finanzieren also mit Ihren Steuergeldern ein volkswirtschaftlich sinnloses und nur dem Gewinn einer Investment-Bank dienendes Glücksspiel, nicht nur über Ihre Steuern, sondern auch über (aufgrund der Spekulation) gestiegener Rohstoff – und / oder Lebensmittelpreise.